Lübeck, 09.04.2024
„MusikPlus“ − neuer Lübecker Masterstudiengang für Umstieg in Grundschullehramt
An der Musikhochschule Lübeck (MHL) startet zum Wintersemester der neue Masterstudiengang „MusikPlus“, der Studierenden aus künstlerischen und künstlerisch-pädagogischen Bachelorstudiengängen einen Umstieg in die Grundschule ermöglicht. Der Masterstudiengang ist Teil des Maßnahmenpakets „MusikPlus“, mit dem die MHL und das Bildungsministerium Schleswig-Holstein dem Mangel an Musiklehrkräften begegnen wollen. Bewerbungen sind noch bis zum 1. Mai möglich.
Mit dem neuen Baustein „MusikPlus“ möchte die MHL mehr Studierende für das Lehramt begeistern. Im ersten Schritt können sich Studierende aus künstlerischen und künstlerisch-pädagogischen Bachelorstudiengängen künftig in vier Semestern auf das Lehramt an Grundschulen vorbereiten. Mit dem neuen Studienangebot zielt die MHL erstmals auf das Berufsbild Grundschule und hat mit diesem Konzept zum Umstieg im „Doppelfach Musik“ bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal.
Entfallener oder fachfremd erteilter Musikunterricht stellt ein weitverbreitetes Phänomen dar, das eine umfangreiche kulturelle Bildung für zukünftige Generationen gefährdet. Der Bedarf an Lehrkräften im Fach Musik an Grundschulen ist bundesweit und auch in Schleswig-Holstein groß. In Simulationen hat das Bildungsministerium die fächerbezogenen Lehrkräftebedarfe für den Zeitraum 2021 bis 2032 in Schleswig-Holstein ermittelt. Danach gibt es einen Bedarf an Neuanstellungen von 973 Personen, lediglich 65 Personen werden an den schleswig-holsteinischen Hochschulen ausgebildet.
Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien erläutert: „Die Musikhochschule ist ein starker Motor gegen den Fachkräftemangel im Fach Musik. Mit „MusikPlus“ eröffnet sie neuen Zielgruppen einen Einstieg in den Lehrkräfteberuf. Angesprochen sind Bachelor-Absolventinnen und – absolventen, die einen künstlerisch-pädagogischen Abschluss anstreben und sich zugleich vorstellen können, sich über einen Quereinstieg für das Grundschullehramt Musik zu qualifizieren. Das ist im Ergebnis ein doppelter Gewinn für unsere Grundschulen: Sie erhalten eine Musiklehrkraft und zugleich eine Musikpädagogin oder einen Musikpädagogen. 2026 rechnen wir mit ersten ausgebildeten Lehrkräften – und das wird sowohl die Quantität als auch die Qualität des Musikunterrichts verbessern.“
Das Projekt sei Teil des „Handlungsplanes Lehrkräftegewinnung“, den die Landesregierung zusammen mit der „Allianz für Lehrkräftebildung“ aufgelegt habe. „MusikPlus“ läuft als Pilotprojekt über einen Zeitraum von fünf Jahren und wird bis 2028 mit jährlich 82.000 Euro vom Land gefördert.
Ministerin Prien: „Die gute neue Nachricht ist: Das Land gibt weitere 250.000 Euro, sodass „MusikPlus“ zukünftig als regulärer BA- und Masterstudiengang und als Umstiegsmaster (1-Fachstudiengang) ausgebaut werden kann. Wir erweitern damit an der Musikhochschule Lübeck das Angebot für Studierende auf Lehramt.“
Studierende im Masterstudiengang „MusikPlus“ knüpfen mit Lehrveranstaltungen, Seminaren und Praktika an ihre musikpraktischen Kompetenzen an und bauen sie für die musikpädagogische Arbeit mit Kindern im Grundschulalter aus. „Die Kombination aus vertieften künstlerischen Kompetenzen, die die Studierenden in ihrem Grundstudium erworben haben und die intensive pädagogische Ausbildung im „MusikPlus“-Master, wird die künftigen MHL-Absolvierenden auszeichnen. Diese Kombination birgt ein großes Potential, um Kinder an den Grundschulen mit Musik zu erreichen“, erläutert Prof. Annette Ziegenmeyer, die den Studiengang gemeinsam mit der Grundschul-Musikpädagogin Anna Unger-Rudroff entwickelt hat. Zentrale Bestandteile sind Schulpraktika, die Studierende an den Schulen der Umgebung studienbegleitend absolvieren. Auch eine Grundbildung in den Fächern Deutsch und Mathematik gehört zum Studienangebot, damit die Studierenden für ihre spätere Berufspraxis breit aufgestellt sind. „MusikPlus“-Absolvierende sind künftig sogar doppelt qualifiziert: Mit dem Gesamtpaket „MusikPlus“ können sie zusätzlich eine berufsbefähigende Bachelorqualifikation im Bereich „Elementare Musikpädagogik“ (EMP) erwerben.
Neben neuen Studien- und Weiterbildungsangeboten gehören Maßnahmen der Vernetzung und Kooperation verschiedenster Institutionen zur Musiklehrkräftebildung, wie unter anderem die „Allianz für Lehrkräftebildung“ und das Landesprogramm „Schule im digitalen Zeitalter“. Neu ist ebenfalls eine an der MHL angesiedelte „Koordinationsstelle zur Lehrkräftegewinnung“ (Musikbotschafter*innen), die die zahlreichen Maßnahmen und Akteure miteinander vernetzen, Informationsveranstaltungen und Schulaktionen durchführen und studentische Musikbotschafterinnen und -Botschafter an Schulen entsenden soll.
Der Studiengang und seinen Zulassungsvoraussetzungen sind auf der MHL-Website unter www.mh-luebeck.de zu finden.
Lübeck, 11.04.2024
Junge Stimmen aus Südafrika
Zu einem Gesangsnachmittag unter dem Motto „Junge Stimmen aus Südafrika“ lädt die Musikhochschule Lübeck (MHL) am Sonntag, 14. April ein. Ab 17 Uhr präsentieren drei Nachwuchstalente aus Südafrika ihre Gesangskunst. Auf dem Programm stehen Arien, Lieder und Duette von Schumann, Bizet, Gershwin und Lehár.
Monica Mhangwana (Sopran), Abongile Fumba (Mezzo-Sopran) und Siyabonga Maqungo (Tenor) haben am Kooperationsprogramm zwischen der MHL und dem „Johannesburg International Mozart Festival“ teilgenommen. So entstanden erste Kontakte zur MHL, wo sich die künstlerisch außergewöhnlich ausdrucksstarken Nachwuchstalente nun dem Lübecker Publikum vorstellen werden.
MHL-Professor Florian Uhlig, künstlerischer Leiter des Johannesburg International Mozart Festival: „Siyabonga Maqungo ist der Überflieger unserer Stipendiaten, und singt bereits mit berühmten Dirigenten an den großen Opernhäusern: Staatsoper Berlin, wo ihn Daniel Barenboim ins Ensemble holte, Mailänder Scala und Bayreuth. Ich freue mich sehr, ihn gemeinsam mit zwei hervorragenden südafrikanischen Sängerinnen in Lübeck präsentieren zu dürfen.“ Von den drei Stipendiaten studiert die junge Sopranistin Monica Mhangwana im zweiten Semester im Masterstudiengang bei Prof. Manuela Uhl an der MHL.
Auf dem Programm stehen berühmte Werke der Gesangsliteratur, unter anderem Schumanns „Dichterliebe“ sowie Arien, Lieder und Duette wie Bizets „Seguedilla“, Gershwins „Summertime“ und Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“. Am Klavier begleiten Yuka Senda, Robert Roche und Florian Uhlig. Das Konzert vermittelt einen spannenden Einblick in die klassische Gesangsausbildung an der MHL in Verbindung mit einem internationalen Stipendienprogramm.
Karten sind für 14 und 19 Euro (ermäßigt 8 und 12 Euro) in allen dem Lübeck-Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen oder online unter www.mh-luebeck.de erhältlich.
Lübeck, 25.04.2024
MHL-Sinfonieorchester eröffnet 32. Brahms-Festival „Rausch“
„Rausch“ heißt das Motto des 32. Brahms-Festivals an der Musikhochschule Lübeck (MHL). Vom 3. Mai bis zum 12. Mai beleuchten rund 300 Mitwirkende den „Rausch“ in seinen zahlreichen Facetten − vom Schaffensrausch bis hin zu den vielfältigen Formen des Berauschtseins durch Musik und Rauschmittel. Ein Schulkonzert im Rahmen des Projekts „Musik in der Schule“ (MusiS) macht am Freitag, 3. Mai den Festival-Auftakt. Das MHL-Sinfonieorchester unter Leitung von Christopher Schumann eröffnet das Festival dann am Samstag, 4. Mai um 19.30 Uhr im Großen Saal der MHL mit Werken von Strauss, Ravel, Martinů und Berio. Als Solist ist der neue Oboenprofessor Sergio Sánchez zu hören.
Das 32. Brahms-Festival verspricht Konzerterlebnisse rund um die Uhr, in der „Langen Nacht des Rausches“ sogar bis zum Sonnenaufgang. In 35 Konzerten sind Dozierende, Studierende und Gäste der MHL in verschiedenen Besetzungen zu hören. Prof. Wolfgang Sandberger, Projektleiter des Brahms-Festivals, ist überzeugt: „Die Musik ermöglicht Rauscherlebnisse wie wohl keine zweite Kunstform. Die vielfältigen Verbindungen von Rausch und Musik sind in unseren zahlreichen Konzertformaten zu erleben. Das Festival wird dabei selbst zu einem rauschhaften Vorhaben: Die MHL befindet sich in den Festivaltagen in einem Ausnahmezustand, wenn über 100 Ensembles proben und konzertieren.“
Das Festivalprogramm startet mit dem Präludium am Samstag, 4. Mai um 18 Uhr: Moderiert von Christiane Irrgang (NDR), diskutieren Prof. Wolfgang Sandberger (Projektleitung) und Prof. Daniel Scholz (Musizierendengesundheit) über das Festivalmotto „Rausch“ und erörtern die Möglichkeiten und Grenzen von Rauscherfahrungen im Zusammenhang mit Musik. Dozierende und Studierende präsentieren Musik von Brahms, Liszt sowie vom Dirigenten und Komponisten René Leibowitz, mit seinem 1960 komponierten Stück „Marijuana“.
Mit 80 jungen Musikerinnen und Musikern eröffnet das MHL-Sinfonieorchester im Anschluss ab 19.30 Uhr unter Leitung des Gastdirigenten Christopher Schumann das Festival. Der zweite Kapellmeister an der Staatsoper Stuttgart springt für die angekündigte Gastdirigentin Catherine Larsen-Maguire ein, die kurzfristig absagen musste. Sergio Sánchez ist als Solist in Martinůs Oboenkonzert zu hören. Das Werk lebt von starken Kontrasten, die im Finalsatz zu einem virtuosen Abschluss zusammenfinden. Sánchez, der selbst an der MHL studiert hat und seit letztem Wintersemester die Nachfolge von Prof. Diethelm Jonas angetreten hat, sagt dazu: „Martinůs Oboenkonzert fordert wie kaum ein anderes die Oboe mit ihren Klangfarben, ihrem Tonumfang und ihrer Flexibilität heraus. Als ich es mit 15 oder 16 zum ersten Mal hörte, war ich ziemlich schockiert, weil es für meine damals sehr tonalen Ohren so modern klang. Aber es öffnete etwas in mir und ganz allgemein hat sich mit dem Werk für die Gattung Oboenkonzert ein Fenster der neuen Möglichkeiten aufgetan.“
Das MHL-Sinfonieorchester entführt weiterhin in den bizarren Walzertaumel von Maurice Ravels „La Valse“, mit dem der französische Komponist kurz nach dem ersten Weltkrieg den Untergang einer ganzen Epoche beschwor. Ursprünglich für das Ballett geschrieben, wurde es 1920 als reines Orchesterstück uraufgeführt. In ausgefallener Besetzung stellen das MHL-Sinfonieorchester und ein MHL-Gesangsoktett außerdem den dritten Satz aus der collagen-haften „Sinfonia“ vor, die Luciano Berio für Leonard Bernstein schrieb − musikalisch zugänglich wie kaum ein anderes Werk der Nachkriegsavantgarde. Mahlers zweite Sinfonie macht der Komponist darin zu seinem Ausgangspunkt für eine Reise durch die ganze Musikgeschichte – die acht Sängerinnen und Sänger singen und rezitieren, flüstern und schreien Texte von Samuel Beckett über die Vergeblichkeit aller Kunst. Ein purer Liebesrausch, wie ihn nur Richard Strauss komponieren konnte, erwartet das Publikum dann mit der „Rosenkavalier-Suite“ – eine Hommage an Wien und den Wiener Walzer. Mit geradezu orgiastischer Musik portraitiert Strauss seine Operncharaktere und zeigt deutlich, dass es bei der Begegnung der Marschallin mit ihrem jugendlichen Liebhaber nicht nur beim Vorspiel bleibt. Darüber hinaus geht es von den spirituellen Rauscherfahrungen in den morgendlichen Konzerten in St. Jakobi über die mittägliche Reihe „Lunchtime Concerts“ im Logenhaus zu Lübeck, die Nachmittagskonzerte in der Villa Brahms bis hin zu den Themenkonzerten am Abend immer wieder um musikalische Entgrenzungen. Das Abendkonzert „Con Luigi“ ist am Samstag, 11. Mai dem 100. Geburtstag von Luigi Nono gewidmet, einem der wichtigsten Akteure der europäischen Nachkriegs-Avantgarde und wird von 22 Uhr bis zum Morgengrauen zu einem langen „Rausch der Nacht“. In der Brahms Night Lounge im CVJM Lübeck greifen Dozierende der MHL zu später Stunde mit Improvisationen die musikalischen Themen des Tages auf.
In Kooperation mit der MHL zeigt das Filmhaus den 2020 entstandenen Film „Der Rausch“ mit Mads Mikkelsen und schließlich ist das Brahms-Festival mit seinem Konzert „Appassionato“ auch wieder zu Gast im Atlantic Grand Hotel in Travemünde.
Das Sinfoniekonzert „Rausch“ wird am Sonntag, 5. Mai um 17 Uhr wiederholt. Karten sind für 15 und 20 Euro (ermäßigt 9 und 13 Euro) bei allen dem Lübeck-Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen und online über www.luebeck-ticket.de erhältlich.
Beim Schulkonzert „Klangrausch im Musiklabor“ im Rahmen des Projekts „Musik in der Schule“ (MusiS) besteht bereits am Freitag, 3. Mai um 10.30 Uhr für Schulklassen die Möglichkeit, in Kooperation mit dem TanzOrtNord (Ulla Benninghoven, Choreographie und Kim Tassia Kreipe, Tanz) sowie dem Posttheater Berlin (Hiroko Tanahashi, Videokunst) Ausschnitte aus dem Programm mit allen Sinnen zu erleben.
Weitere Informationen zum Konzertprogramm des Brahms-Festivals gibt es auf der Website der MHL unter www.brahms-festival.de.
Lübeck, 26.04.2024
„Ihr von Herzen ergebener Joh. Brahms“ - Lübecker Brahms-Institut erweitert Sammlung um bedeutende Briefe des Komponisten
Das Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck (MHL) vermeldet zwei bedeutende Neuzugänge für seine Sammlung. Durch eine Schenkung und einen Ankauf befinden sich seit Kurzem zwei weitere Briefe des Komponisten Johannes Brahms im Besitz des Instituts, das seine mittlerweile mehr als 200 Schreiben umfassende Briefsammlung des Komponisten kontinuierlich ausbaut.
- Professor Dr. Wolfgang Sandberger, Leiter des Brahms-Instituts, zu den beiden Neuerwerbungen: „Brahms ist ein virtuoser Briefschreiber. Beide Schreiben spiegeln die feine Ironie und den Witz des Komponisten wider und ergänzen unsere Sammlung auf hervorragende Weise.“
Johannes Brahms an Antonia Speyer-Kufferath
Die erste Neuerwerbung ist ein Brief von Johannes Brahms an die Sopranistin Antonia Speyer Kufferath (1857–1939). Sie ist einer großzügigen Schenkung der ehemaligen Generalbundesanwältin Prof. Monika Harms aus Hamburg zu verdanken. Der Brief bietet einen charmanten Einblick in das professionelle Networking des Komponisten. Die von Brahms geschätzte Sängerin hatte mehrere Vorschläge für gemeinsame Konzerte unterbreitet – vom Liederabend bis zur Aufführung von größeren Oratorien. In seinem Brief vom 30. Dezember 1884 sagt Brahms nun aber nur ein Konzert in Krefeld zu: „Ich bin bescheiden u. nehme von Ihren schönen Anerbieten nur das kleinste: den Liedervortrag. […] Auf Crefeld freue ich mich dennoch, das werden Sie verstehen u. sich mit mir freuen auf hübsches Musiciren u. freundliches Beisammensein.“ Das freundschaftliche Verhältnis von Brahms zu der Sängerin spiegelt sich nicht zuletzt in der Unterschrift, „Ihr von Herzen ergebener Joh. Brahms“. Antonia Speyer-Kufferath erhält ihre Gesangsausbildung bei Julius Stockhausen in Berlin und Pauline Viardot in Paris. Bis zu ihrer Heirat mit dem Musikschriftsteller Edward Speyer im Jahr 1885 ist sie eine international gefragte Konzert- und Oratoriensängerin.
Johannes Brahms an Fritz Simrock
Der zweite Brief, datiert auf den 30. Januar 1896 und adressiert an den Verleger Fritz Simrock, hat das Brahms-Institut bei einem Antiquariat erworben. Durch seinen Lübeck-Bezug ist das Schreiben für das Brahms-Institut von besonderer Bedeutung: Brahms erwähnt darin den Komponisten „Bruhns aus Lübeck“, der ihm Klavierstücke widmen möchte und sich dafür eine Empfehlung von Brahms erhofft. Dieser zeigt sich jedoch wenig begeistert von Bruhns und klagt gegenüber dem Verleger: „Kann man auf so was grob, fein oder überhaupt antworten!? […] Aber so was kommt jeden Tag, man kann sichs nicht arg genug vorstellen.“ Jakob Ludwig Bruhns wird 1852 als jüngster Sohn des Lübecker Weinhändlers Karl Bruhns geboren. Seine Mutter Julie stammt aus einer thüringischen Musikerfamilie. Julia da Silva-Bruhns, die Mutter von Thomas Mann, ist seine Cousine. Als 26-Jähriger wird Bruhns Teilhaber der traditionsreichen elterlichen Weinhandlung an der Untertrave 111/112, geht aber bald darauf seinen musikalischen Neigungen nach. 1889/90 studiert er am Konservatorium in Leipzig. Bruhns komponiert eine Reihe von Klavierstücken, darunter „50 Stücke zu Carl Czernys Kunst der Fingerfertigkeit“, auf die im Brief Bezug genommen wird. Die Hoffnung, Brahms durch die Widmung zu einer Empfehlung des Werkes bewegen zu können, erfüllt sich nicht. Die Klavierstücke erscheinen ohne die Widmung an Brahms im Verlag Schlesinger.
Der Öffentlichkeit werden beide Briefe erstmals am Sonntag, den 16. Juni 2024, um 11 Uhr im Rahmen einer feierlichen Matinee in Anwesenheit von Prof. Monika Harms präsentiert. Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung mit Liedern aus dem Repertoire von Antonia Speyer-Kufferath und Werken von Jakob Ludwig Bruhns.
Über das Brahms-Briefwechsel-Verzeichnis (BBV)
Die beiden neuen Briefe werden in das Brahms-Briefwechsel-Verzeichnis (BBV) aufgenommen, ein wichtiges digitales Grundlagenwerk für die Forschung zu Leben und Werk von Johannes Brahms. Entstanden als Forschungsprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), gehört es zu den weltweit am meisten beachteten Projekten des Lübecker Instituts. Knapp 11.000 Schreiben von und an Johannes Brahms, die weltweit verstreut in Archiven, Bibliotheken und Privatbesitz liegen, sind dort dokumentiert. Das Brahms-Institut setzt sich aktiv dafür ein, diese wertvollen historischen Dokumente zu bewahren und der Öffentlichkeit nicht nur digital, sondern auch in wechselnden Ausstellungen zu präsentieren.
Lübeck, 30.04.2024
Brahms-Festival startet am 3. Mai – Einladung zu 35 musikalischen Rauscherfahrungen
Vom 3. Mai bis zum 12. Mai laden rund 300 Mitwirkende der Musikhochschule Lübeck (MHL) zu außergewöhnlichen Konzerterlebnissen rund um die Uhr ein, in der „Langen Nacht des Rausches“ sogar bis zum Sonnenaufgang. Die verschiedenen Konzertformate widmen sich dem Rausch in der Musik: vom ekstatischen Tanz- und Klangrausch über den Liebesrausch bis hin zu spirituellen und toxischen Rauscherfahrungen.
Ein Schülerkonzert unter dem Motto „Klangrausch im Musiklabor“ macht am Freitag, 3. Mai um 10.30 Uhr den Auftakt zum diesjährigen Brahms-Festival unter dem Motto „Rausch“. Im Rahmen des Projekts „Musik in der Schule“ (MusiS) können Schulklassen, die am MusiS-Projekt beteiligt sind, Ausschnitte aus dem Programm des Sinfoniekonzerts mit allen Sinnen erleben. Das Konzert findet in Kooperation mit dem TanzOrtNord (Ulla Ben-ninghoven, Choreographie und Kim Tassia Kreipe, Tanz) sowie dem Posttheater Berlin (Hiroko Tanahashi, Videokunst) statt.
Am Samstag, 4. Mai beginnt der Festivaltag um 17 Uhr mit der Präsentation eines neuen Bildes für die „Brahms-Galerie“ der MHL. Prof. Oliver Korte, MHL-Vizepräsident für Veranstaltungen und Forschung, stellt zusammen mit dem Künstler Jakob Rieke im oberen Konzertfoyer das neue Werk vor.
Um 18 Uhr lädt die MHL am Samstag, 4. Mai mit dem „Präludium“ zur Einführung in das diesjährige Festival: Moderiert von Christiane Irrgang (NDR), diskutieren Prof. Wolfgang Sandberger (Projektleitung) und Prof. Daniel Scholz (Musizierendengesundheit) über das Festivalmotto „Rausch“ und erörtern die Möglichkeiten und Grenzen von Rauscherfahrungen im Zusammenhang mit Musik. Dozierende und Studierende präsentieren Musik von Brahms, Liszt sowie vom Dirigenten und Komponisten René Leibowitz, mit seinem 1960 komponierten Stück „Marijuana“.
Mit 80 jungen Musikerinnen und Musikern eröffnet am Samstag, 4. Mai ab 19.30 Uhr das MHL- Sinfonieorchester unter Leitung des Gastdirigenten Christopher Schumann (Stuttgart) das Festival. Sergio Sánchez, der selbst an der MHL studiert und zum letzten Wintersemester die Nachfolge von Prof. Diethelm Jonas angetreten hat, ist als Solist in Martinůs Oboenkonzert zu hören. Weiterhin stehen Maurice Ravels „La Valse“, der dritte Satz aus Berios collagenhafter „Sinfonia“ sowie die „Rosenkavalier-Suite“ von Richard Strauss – eine liebesrauschhafte Hommage an den Wiener Walzer auf dem Programm.
In den weiteren Festivalereignissen geht es von den spirituellen Rauscherfahrungen der morgendlichen Reihe „Rausch – Sturm – Wind“ in St. Jakobi über die mittäglichen „Lunchtime Concerts“ im Logenhaus zu Lübeck, die Nachmittagskonzerte in der Villa Brahms bis hin zu den Themenkonzerten am Abend u.a. unter dem Motto „Rausch der Jugend“, „Spiritueller Rausch“, „Tanzen und Substanzen“ und „Klangrausch“. Der lange „Rausch der Nacht“ startet am Samstag, 11. Mai mit dem Themenkonzert „Con Luigi“ das dem 100. Geburtstag von Luigi Nono gewidmet ist, einem der wichtigsten Akteure der europäischen Nachkriegs-Avantgarde. Von 22 Uhr bis zum Sonnenaufgang geht der lange „Rausch der Nacht“ im Anschluss in beiden Konzertsälen mit 15 rauschhaften Werken aus verschiedenen Epochen weiter.
In der Brahms Night Lounge im CVJM um 22.30 Uhr greifen Dozierende der MHL mit Improvisationen die musikalischen Themen des Tages auf. In Kooperation mit der MHL zeigt am Sonntag, 5. Mai um 20.15 Uhr das Filmhaus den 2020 entstandenen Film „Der Rausch“ mit Mads Mikkelsen und schließlich ist das Brahms-Festival mit seinem Konzert „Appassionato“ auch wieder zu Gast im Atlantic Grand Hotel in Travemünde.
Karten für das Brahms-Festival sind bei allen dem Lübeck-Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen und online über www.luebeck-ticket.de erhältlich. Das detaillierte Programm ist unter www.brahms-festival.de zu finden.
Das Lübecker Brahms-Festival findet seit 1992 und in diesem Jahr zum 32. Mal statt. Nach und nach wurden Spielstätten und Konzertformate erweitert. Es präsentieren sich jährlich rund 300 Musikerinnen und Musiker der MHL. Beim Brahms-Festival gehen wissenschaftliche Erkenntnis und musikpraktische Umsetzung die bestmögliche Verbindung ein. 2006 wurde das Festival mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet.
Lübeck, 10.05.2024
200. Konzert der „Wir in“-Reihe − Ensemble „Alte Musik 415“ spielt Jubiläumskonzert in Schleswig
Zum 200. Konzert der Reihe „Wir in“, die Studierende der Musikhochschule Lübeck (MHL) seit über zehn Jahren in zahlreiche schleswig-holsteinische Städte führt, lädt die MHL am Donnerstag, 16. Mai um 19 Uhr in den Plenarsaal des Schleswiger Oberlandesgerichtes ein. Das MHL-Ensemble „Alte Musik 415“ präsentiert aus Anlass des Jubiläums festliche Musik des Barock unter Leitung des niederländischen Experten Pieter-Jan Belder.
Erstmals ist die MHL in den Räumen des Oberlandesgerichtes in Schleswig mit ihrer Reihe „Wir in“ zu Gast. Seit 2011 gehen Studierende der MHL auf Reisen und konzertieren in verschiedenen Städten in Schleswig-Holstein und mittlerweile auch Mecklenburg-Vorpommern, zu denen unter anderem Bad Bramstedt, Eutin, Itzehoe, Kiel, Mölln, Neumünster, Schleswig und Schönberg gehören.
Zum 200. Konzert stellt das internationale MHL-Ensemble „Alte Musik 415“ Werke der barocken Komponisten Telemann, Johann Sebastian Bach, Leclair und Vivaldi auf historischen Instrumenten vor. Interpreten sind Aseman Esmaeilzadeh (Oboe), Johann Stötzer und Anahita Kanzadeh (Violine), Isabel Gascon Machin (Cello), Nataliya Abryutina und Gregor Früh (Cembalo). Pieter-Jan Belder (Blockflöte und Cembalo), ein ausgewiesener Fachmann der historischen Aufführungspraxis mit großer Konzerterfahrung, leitet nicht nur das Ensemble, er verantwortet zudem die Alte-Musik-Ausbildung an der MHL. Neben Telemanns farbenreichem Quartett in a-Moll für Blockflöte, Oboe, Violine und basso continuo (b. c.) steht eines der zahlreichen Concerti für zwei Violinen, Blockflöte und b. c. von Vivaldi auf dem Programm. Die geografische Spur führt dabei von Venedig über Wien nach Hamburg und ermöglicht dem Publikum hörendes Eintauchen in unterschiedliche Musikauffassungen des Nordens und Südens. Kaum denkbar ist ein Konzert dieser Ausrichtung ohne den Thomaskantor und Multiinstrumentalisten Johann Sebastian Bach, der neben der Vielzahl geistlicher Werke auch erbauliche weltliche Musik geschaffen hat – er selber sah das eine untrennbar mit dem anderen verwoben. Die Violinsonate in A-Dur (BWV 1015) und die Oboensonate in g-Moll (BWV 1030) bereichern das Konzert, das Einblicke in die facettenreiche Ausbildung an der MHL ermöglicht.
Der Eintritt zum Jubiläumskonzert ist frei, Spenden sind erbeten.
Die Musikhochschule Lübeck, Schleswig-Holsteins einzige Musikhochschule, widmet sich der künstlerischen, pädagogischen und wissenschaftlichen Vermittlung von Musik. Sie bildet rund 500 Studierende aus 45 Nationen zu Solisten, Kammer- und Orchestermusikern, Sängern, Komponisten, Kirchenmusikern und Musikpädagogen aus und ist zugleich einer der größten Konzertveranstalter des Landes. Mit der 2011 begründeten Konzertreihe „Wir in“ zeigt die Musikhochschule Lübeck nicht nur an ihrem Lübecker Stammsitz Präsenz, sondern an zahlreichen Spielorten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Lübeck, 16.05.2024
Brahms-Festival 2024 – MHL zieht positive Bilanz
Vom 3. bis zum 12. Mai veranstaltete die Musikhochschule Lübeck (MHL) das 32. Brahms-Festival unter dem Motto „Rausch“. Mit rund 4.000 Besuchen der 36 Konzerte an acht verschiedenen Lübecker Spielstätten, knüpfte das Brahms-Festival an den Erfolg des Vorjahres an. Mehr als 300 MHL-Angehörige und Gäste widmeten sich in über 70 verschiedenen Ensembles dem Rausch in der Musik. Neben den tradierten Konzertformaten gab es außergewöhnliche Konzerterlebnisse wie den „Rausch der Nacht“ mit Musik rund um die Uhr bis zum Sonnenaufgang.
Neben dem Namensgeber des Festivals wurde dabei auch der Jubilar Luigi Nono gewürdigt. Der Projektleiter des Festivals, Prof. Dr. Wolfgang Sandberger, zieht eine positive Bilanz: „Die Sehnsucht nach Rausch war groß, das Motto sehr aktuell. Großartig, wozu die Musikhochschule künstlerisch im Stande ist. Im 32. Jahr ist das Brahms-Festival mit seinen vielseitigen Konzertformaten und moderierten Veranstaltungen aus Lübeck nicht mehr wegzudenken!“. Sandberger hat das Brahms-Festival in diesem Jahr zum letzten Mal kuratiert. Rund um die Uhr gab es Gelegenheiten, musikalische Rauscherfahrungen zu sammeln, die mit der Morgenreihe um 8.30 Uhr in St. Jakobi begannen und mit einer Brahms-Night-Session ab 22.30 Uhr im CVJM ausklangen. Zu den bestbesuchten Konzerten gehörte das Eröffnungskonzert mit dem MHL-Sinfonieorchester unter Leitung des Gastdirigenten Christopher Schumann: Allein 400 Schülerinnen und Schüler der im MusiS-Projekt (Musik in der Schule) zusammengeschlossenen Schulen kamen zum „Klangrausch im Musiklabor“, um Ausschnitte aus dem Sinfoniekonzert zu erleben. Besonders erfolgreich waren auch die Konzerte der Morgenreihe in St. Jakobi sowie die moderierten Konzerte: die mittägliche Reihe der „Lunchtime-Concerts“ im Logenhaus und die Nachmittagskonzerte in der Villa Brahms.
Das Lübecker Brahms-Festival findet seit 1992 statt. Besonderheiten des Lübecker Brahms-Festivals sind das gemeinsame Auftreten der renommierten Dozierenden mit ihren Studierenden und die fächerübergreifende Zusammenarbeit, die immer wieder neue Konzertformate und Ensembles hervorbringt. Sie verleihen dem Brahms-Festival ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Kultur- und Hochschullandschaft. Nach und nach wurden Spielstätten und Konzertformate erweitert. Beim Brahms-Festival gehen wissenschaftliche Begleitung und künstlerische Umsetzung eine enge Verbindung ein. Das Programm wird in Abstimmung mit dem Brahms-Institut konzipiert, das eine der größten Sammlungen zu Leben und Werk des in Hamburg geborenen Komponisten beherbergt. 2006 wurde das Festival mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet.