Vom 5. bis 8. Oktober 2023 fand das Symposium "Kirchen, Kult & Klänge" statt, eine Kooperationsveranstaltung zwischen der MHL und der Kulturkirche St.Petri. Die Projekt-Initiatoren, Prof. Franz Danksagmüller und Dr. Bernd Schwarze, luden Kirchenmusiker und Theologen beider Konfessionen aus ganz Deutschland ein, sich in zahlreichen Vorträgen, Workshops und Performances sowie einer Abschlussdiskussion mit der Zukunft der Kirche und der in ihr erklingenden Musik richtungsweisend auseinanderzusetzen.
Rund 100 Teilnehmende besuchten mit großem Interesse die facettenreichen Veranstaltungen, die wechselnd im Kammermusiksaal der MHL und den Kirchen St. Petri und St. Jakobi stattfanden. Prof. Franz Danksagmüller resümiert: "Es war ein ungemein bereicherndes Symposium, die Resonanz sehr positiv. Sie reichte von 'so etwas hätte schon vor 30 Jahren stattfinden sollen' bis 'das müssen wir wieder machen'. Ich bin begeistert von unseren Studierenden, über ihre musikalischen Beiträge und ihre großartige Mithilfe in der Organisation."
Neben Präsentationen der Hochschule für Kirchenmusik Regensburg und der Hochschule für Musik Weimar konnte sich die MHL besonders mit im IKN-Profil (seit 2013 wählbar) entstandenen Kompositionen präsentieren, die seitdem auch von einigen Teilnehmenden für ihre eigene musikalische Arbeit nachgefragt werden. Weitere Publikationen aus dem IKN-Profil sind in Planung. Im Bezug auf das Kirchenmusikstudium sieht Franz Danksagmüller das Symposium als ein klares Signal für das Bestreben, die Ausbildung zu erneuern. "Dass wir Kirchenmusiker wieder kreativer, authentischer werden müssen, das hat sich inzwischen weiter verbreitet." Diese Richtung bestärkte auch ein für Stellenausschreibungen verantwortlicher Teilnehmer mit einer Aussage während der Abschlussdiskussion: "So hat Kirchenmusik wieder einen Sinn."
Aktuell wird an der Dokumentation des Symposium gearbeitet. Zudem folgt im kommenden November 2023 gleich der nächste innovative Kongress: das "org_art_lab" in Hamburg, St. Nikolai (6. bis 12. November 2023), das in Verbindung mit Hyper-Orgel an neuer Musik und neuen Techniken arbeitet, die ersten Ergebnisse in Konzerten und gestalteten Gottesdienste präsentiert und interdisziplinäre Einblicke in andere Klang- und Kunstwelten mit der Obertonsängerin und Improvisatorin Anna-Maria Hefele und dem Tänzer Kenzo Kusada erwartet. Die dort entstehende Musik und die konzipierten Projekte sollen im nächsten Jahr nach und nach in St. Nikolai aufgeführt werden.
Eine theologisch-liturgisch-kirchenmusikalische Zukunftswerkstatt: Zum Symposium
Es muss viel passieren. Sehr bald. Unsere Kirchen: als Kulturhäuser werden sie geschätzt, als Denkmale mit touristischem Reiz, als "Andere Orte" inmitten unserer Städte. Noch sind mancherorts die Gottesdienste gut besucht. Wie lange noch? Die Institutionen bröckeln, die Glaubwürdigkeit schwindet, und der Traditionsabbruch ist kaum aufzuhalten. Noch kommen sie in Scharen zum Weihnachtsoratorium und zur Matthäuspassion. Wie lange noch? Die Hörgewohnheiten haben sich verändert, die ganze Musikkultur ist in ständigem Wandel, die großen Werke für viele bestenfalls noch eine Erinnerung. Welche Klänge braucht es heute, welche Erzählungen, welche Inszenierung, um den Räumen, ihrer Atmosphäre und ihrer Bedeutungen zu neuem Zauber zu verhelfen? Ist Popmusik die Lösung, oder sind es neue experimentelle Werke? Brauchen wir nur bessere Predigten oder müssen wir ganz andere Geschichten erzählen? Müssen wir unsere Liturgien nur anpassen oder gänzlich neu erfinden?
Die MHL und die Kultur- und Universitätskirche St. Petri zu Lübeck – die "Kirche am Nullpunkt der Religion" – laden ein, nie Gedachtes, kaum je Gesagtes und Unerhörtes zu erleben und zu erkunden:
Für Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker, Theologinnen und Theologen sowie für Dozierende, Studierende und Studieninteressierte.
Eine Kooperation zwischen der Kultur- und Universitätskirche St. Petri zu Lübeck und der MHL in Zusammenarbeit mit der Kirchenmusikhochschule Regensburg und der Musikhochschule Weimar.
DO / 05 / OKT / 23
19 – 21 Uhr / St. Petri
Eröffnung
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FR / 06 / OKT / 23
09 – 13 Uhr / MHL / Kammermusiksaal
Vorträge I
14.30 – 18.30 Uhr / St. Jakobi
Workshops I
20 Uhr / St. Jakobi
Konzert
u.a. mit Projektpräsentationen aus Arbeiten an den Musikhochschulen
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SA / 07 / OKT / 23
09 – 13 Uhr / MHL / Kammermusiksaal
Vorträge II
14.30 – 15.45 Uhr / St. Petri
Einblicke
16.30 – 18 Uhr / MHL
Workshops II
20 Uhr / St. Jakobi
Offenes Improvisieren
mit Teilnehmenden des Symposiums
23 Uhr / St. Petri
Petrivision
"geweiht": Musik, Rezitation, Meinungen, Licht und Spiel im Rahmen der Reihe "Raum"
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SO / 08 / OKT / 23
10 – 12 Uhr / St. Jakobi
Best Practice
Beispiele aus der Praxis und Abschlussdiskussion
Die MHL hat früh begonnen, mit dem Profil "Improvisation, Komposition, Neue Medien" (IKN) neue Wege in der Kirchenmusikausbildung zu gehen. Die Ausbildung gibt den Studierenden Werkzeuge in die Hand, die es ihnen ermöglichen, selbst schöpferisch tätig zu werden. Das Profil ermöglicht die Gestaltung und Organisation interdisziplinärer Projekte mit abschließender öffentlicher Aufführung zu einem gesellschaftlich relevantem Thema bzw. für den liturgischen Gebrauch. Durch projektbezogene Fächerwahl soll zudem auf die stilistisch vielfältigen Herausforderungen der beruflichen Realität vorbereitet werden.
Seit dem Wintersemester 2022/23 gilt der neu konzipierte Masterstudiengang mit dem Fokus auf Modularität, stilistische Flexibilität und auf schöpferischen und interdisziplinären Arbeiten (siehe unter diesem Link). Doch auch andere Musikhochschulen, Institutionen und Künstlerinnen und Künstler loten neue Richtungen in der Ausbildung und Praxis aus. Das Symposium soll Gelegenheit für einen intensiven Austausch bieten.
Im Rahmen des oben genannten Symposiums werden neue Wege und Formate vorgestellt und ausgelotet, Diskussionen angeregt, Impulse gesetzt und das gemeinsame Musizieren und Konzipieren gefördert. Vor allem soll auch die Kluft zwischen Pop- Kirchenmusik und der klassischen Kirchenmusikausbildung überbrückt der Fokus auf das Inhaltliche gerichtet werden. Ausgehend von den Vorbildern des 16.,17. und 18. Jahrhunderts soll die Kirchenmusikerin, der Kirchenmusiker wieder schöpferisch tätig werden, die Kirchen wieder Orte qualitätsvoller, originärer Kunst und relevanter Aussagen werden.
Weitere Informationen folgen demnächst.
Eine Initiative der Musikhochschule Lübeck und von St. Petri zu Lübeck
Kirchen – Kult – Klänge
Große Petergrube 21
23552 Lübeck
Prof. Franz Danksagmüller (MHL)
Mail an Prof. Danksagmüller
Pastor Dr. Bernd Schwarze (St. Petri, MHL)
Mail an Dr. Schwarze